Kasseler Kunstverein // im Sternhochhaus // Untere Königsstraße 78-82 // 34117 Kassel // Telefon 0561 771169 // Fax 0561 779421 // info@kasselerkunstverein.de
Es ist wieder soweit!
Ende November kommt der SPIELSALON, das Festival der Autorenspiele, zurück nach Kassel:
Auf den ersten Blick erscheint alles wie gewohnt:
Vom 27. November bis zum 01. Dezember 2013 treffen sich Künstler und Kunstinteressierte im Kasseler Kunstverein. Sie diskutieren, gehen zu Vorträgen und schlendern interessiert durch die Museumsräume. Dann erst fällt der Blick auf die Flachbildschirme, die wie Gemälde an den Wänden prangen, daneben die Rechnertürme, davor Besucher mit Controllern in den Händen.
Es ist "Spielsalon", eine Ausstellung, die sich ganz der modernen Computerspielszene widmet und in der junge Kreative zeigen, was sie können: Sie sind Spielautoren und entwickeln ihre Spiele abseits des kommerziellen Mainstreams und aus einer persönlichen Motivation heraus. Dass sie sich Künstler nennen ist mutig, aber gerechtfertigt, denn wenn man eines beim "Spielsalon" sehen kann, dann, dass die Spiele erwachsen werden.
Der SPIELSALON wird vom 27.11. bis 01.12.2013 zum zweiten Mal stattfinden.
Wir können auf den Erfahrungen und der positiven Resonanz der ersten Ausgabe vom Juli 2011 aufbauen:
"Die Computerspiele im Kasseler Spielsalon sind künstlerisch, individuell und ironisch. Ganz anders als normalerweise."
(Maren Jost - HR Fernsehen)
Die Ausstellung Monitoring erweitert den kinematografischen Raum des Kasseler Dokumentarfilm- und Videofestes um installative Medienarbeiten, die im Kasseler Kunstverein, im Südflügel und Stellwerk am KulturBahnhof sowie in der Galerie Coucou gezeigt werden.
Die diesjährige Konzeption der Ausstellung wirft Fragestellungen nach Überwachung und ihren Mechanismen, dem Zugang zu Wissen und diesen übergeordnet nach der Macht von Bildern auf. Zentrale Arbeiten im Kasseler Kunstverein wie 100% SECURITY der Kasseler Jonathan Pirnay und Jörn Röder und die Beiträge aus der Schweiz DELIVERY FOR MR. ASSANGE von !Mediengruppe Bitnik und BLACKLIST von Christoph Wachter & Mathias Jud erörtern vor dem Hintergrund einer digitalisierten Welt Zensur, Kontrolle und Verteilung von Wissen, worin sich unsere aktuelle politische Realität spiegelt: in der „überwachten Freiheit“.
Die Wirkung von Bildern, ihre Vermittlungskraft und deren Gebrauch für politische Zwecke sind wesentliche Aspekte in den Arbeiten GESTUS : JUDEX von Hector Rodriguez, der anhand einer konzeptuellen Filmanalyse Möglichkeiten zur Identifizierung von Personen offen legt und von Kurt Caviezel, der Bildmaterial zeigt, das als Platzhalter von nicht funktionstüchtigen Webcams dient und somit die Wirklichkeit verzerrt.
Die im Südflügel und im Stellwerk des KulturBahnhofs gezeigten Arbeiten sowie die Installation CLIPON ARCHIVES von Renaud Duval in der Galerie Coucou führen diese Fragestellungen fort. Während Duval das Bild gebraucht, um politische Fehlhandlungen nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, lässt Gilles Fontolliet für THE TANK, THE MAN AND THE STREET. das berühmte Bild, das 1989 während der Straßenaufstände in Peking entstand, ebendort retuschieren, so dass nur noch eine leere Straße sichtbar bleibt. Die Argentinierin Gabriela Golder benutzt das Genrebild und den ihm innewohnenden moralischen Appell als Vorlage für ihr Video-Triptychon, mit dem sie das Kommunistische Manifest thematisiert. Die slowenische Künstlerin Jasmina Cibic zeigt in FRAMING THE SPACE auf, wie Kunst und das Bild als Mittel zur Hervorbringung nationaler Identität benutzt werden.
Überwachung oder Freiheit, Retusche oder Widerstand, Unterwerfung oder die Suche nach Alternativen – welche Handlungsmöglichkeiten können abgerufen und welche Zukunftsperspektiven neu diskutiert werden? Das sind die zentralen Themen der Ausstellung, die aufzeigt, dass Kunst das Potential hat, Alternativen neu zu denken.
Alle Arbeiten konkurrieren um den mit 3.500 € dotierten Golden Cube, gestiftet von dem Kasseler Softwareunternehmen Micromata GmbH.
Kasseler Kunstverein
!Mediengruppe Bitnik Delivery for Mr. Assange
Kurt Caviezel no video
Gilles Fontolliet Palestinian Space Agency
John Gillies Granite
Jonathan Pirnay, Jörn Röder 100% Security
Hector Rodriguez Gestus : Judex
Christoph Wachter & Mathias Jud BLACKLIST
KulturBahnhof Südflügel
Nora de Baan Filmhaufen
Jasmina Cibic Framing the Space
Sebastian Diaz Morales Insight
Nieves de la Fuente Gutiérrez Fehler Faktor
Gilles Fontolliet The tank, the man and the street.
Gabriela Golder Conversation Piece
Franz Reimer The Situation Room
Fabian Wendling Remis
KulturBahnhof Stellwerk
Franz Christoph Pfannkuch γαλαξίας
Galerie Coucou
Renaud Duval Clipon Archives
Monitoring ist eine Kooperation zwischen dem Kasseler Dokumentarfilm- und Videofest, dem Kasseler Kunstverein und dem Kulturdezernat/documenta Archiv sowie der Galerie Coucou.
Eröffnung: 24.10.2013, 19.30 Uhr
Ausstellung in Kooperation mit dem Kasseler Fotoforum
Mit Mika Ninagawa (*1972) und Daido Moriyama (*1938) treffen zwei japanische Fotografen aus unterschiedlichen Generationen im Kasseler Kunstverein aufeinander.
Ninagawas Arbeiten zeigen eine große Nähe zur Anime- und Mangakultur, die Teil der japanischen Populärkultur sind. Großformatig, bunt, zuweilen schrill, aber immer dicht am Motiv, präsentiert sie mit ihrer Serie Noir die Licht- und Schattenseiten des Daseins. Schwarz ist bei ihr ein vielfarbiges Dunkel, das das Tempo drosselt, in dem die Bilder vorbei zu rauschen drohen.
Moriyamas Werk hingegen ist in der Tradition der Street Photography der 1970er Jahre verankert. Sein zentrales Anliegen ist die Beschreibung unmittelbarer Erfahrung, die er über die direkte Konfrontation mit dem Bildgegenstand erreicht. Intuitiv, flexibel und schnell nutzt er das Medium Fotografie, um die Facetten des urbanen Lebens möglichst authentisch zu zeigen. Reduziert auf das Schwarz und Weiß baut er mit harten Kontrasten auf den grafisch wirkungsvollen Charakter der Fotografie.
Gemeinsam ist beiden die direkte Nähe zum ausgewählten Motiv. Ninagawa und Moriyama verzichten auf eine ‚höfliche’ Distanz. Scheinbarganz ohne Wertungen des Gezeigten liegt die Urteilsfindung beim Betrachter.
Die Ausstellung wurde realisiert mit der Hilfe und Unterstützung der Galerie Priska Pasquer, Köln und der Galerie Wouter van Leeuwen, Amsterdam.
http://www.priskapasquer.com/
www.woutervanleeuwen.com
http://www.kasselerfotoforum.de/
http://2013.fotobookfestival.org/
Der Kasseler Kunstverein zeigt mit „Hello World!” Aram Bartholls erste institutionelle Einzelausstellung, in der die zentralen Arbeiten seines bisherigen Schaffens präsentiert werden.
Aram Bartholls Werk schlägt eine Brücke zwischen virtuellem und realem Raum. Mit feinem Sinn für Humor thematisiert er den zunehmenden Einfluss des Internets auf unseren Alltag. Zwischen Faszination und kritischer Distanz pendelnd zeigt er in seinen Arbeiten das spielerische Potenzial digitaler Welten. Die Spannung zwischen Öffentlichkeit und Privatsphäre, Online und Offline, Fluch und Segen neuer Kommunikationstechnologien wird zum Ausgang für gesellschaftliche Fragen: Bartholl interessiert nicht nur, auf welche Weise Neue Medien genutzt werden, sondern auch, inwiefern sie den Menschen prägen und verändern.
Für die Installationen und Arbeiten im öffentlichen Raum entnimmt Bartholl Fragmente aus computerbasierten Welten und verwandelt sie in physische Realitäten. Ein auffälliges Beispiel dieses Verfahrens ist die sieben Meter hohe Skulptur „Map“ auf dem Friedrichsplatz, die die Positionsmarkierung des Kartendienstes „Google Maps“ zitiert.
Bartholl übersetzt in einer Art entlarvender Mimikry komplexe Technologie in einfachste Bestandteile. In der Lichtinstallation „Random Screen“ etwa trifft eine der ältesten technischen Errungenschaften der Menschheit – das Feuer – auf die Kommunikationstechnik des 20./21. Jahrhunderts. „Random Screen“ ist ein thermodynamischer Bildschirm, der ohne Elektrizität auskommt. In ganz ähnlicher Weise spielt die Lichtinstallation „0,16“ in Form einer raumhohen Wand mit der Erwartungshaltung des Betrachters.
Die raumgreifende Installationen „Dust - excerpt 2“ ist Teil einer Reihe von Arbeiten mit der Bartholl die emotional aufgeladenen Erinnerungsräume von Computerspielen thematisiert. Die virtuelle 3D-Welt des Levels „Dust“ aus dem First-Person-Shooter „Counterstrike“ dient ihm hierbei schon seit einigen Jahren als Untersuchungsobjekt.. Im Maßstab 1:1 ist ein Ausschnitt dieser einer ganzen Generation von Spielern in das Gedächtnis eingeschriebenen Raumerfahrung im Foyer des Kunstvereins installiert.
Parallel zur Einzelausstellung „Hello World!" kuratiert Aram Bartholl die Netzkunst Gruppenausstellung „Hardcore" in dem von ihm entwickeltem „OFFLINE ART Konzept“. An der Wand des ansonsten leeren Raumes hängen WLAN Router, die nicht mit dem Internet verbunden sind, sondern die Arbeiten an mitgebrachte Smartphones, Tablets oder Notebooks senden. Im Senderadius der Router sind die Werke öffentlich zugänglich, aber nur auf dem privaten Bildschirm des Betrachters werden sie sichtbar.
Aram Bartholl ist Mitglied der Künstlergruppe „Free Art and Technology Lab - F.A.T. Lab“. Seine Arbeiten werden international ausgestellt, u.a. im Museum of Modern Art/ New York, The Pace Gallery/ New York, DAM Galerie/ Berlin und XPO Gallery/ Paris. Aram Bartholl lebt und arbeitet in Berlin.
„Ursprünglich kommt der Ausdruck "Hello World!" aus dem Bereich der Softwareprogrammierung. Das Anzeigen der Worte "Hello World!" am Bildschirm repräsentiert eine Art Softwarefunktionstest, ein minimales Programm mit eben nur dieser einen Funktion, die Welt zu begrüßen. "Hello World!“ repräsentiert aber auch die Stoffwerdung des Digitalen. Während sich früher nur Pixel am Bildschirm anzeigen ließen, werden heute Objekte von 3D Druckern gedruckt. Auf breiter Ebene werden heute die Fragen und Veränderungen die Computer und Internet gebracht haben gesamt-gesellschaftlich diskutiert. Themen wie digitale Überwachung, Copyrightfragen oder 'Facebook-Revolutionen' sind nur ein Bruchteil von Entwicklungen mit denen inzwischen schon eine ganze Generation aufgewachsen ist.
Das Digitale ist da! Hello World! Es ist in voller Größe angekommen, ist selbstverständlich geworden und dennoch fordert es uns tagtäglich mit neuen Fragen heraus.“ (Aram Bartholl)
Hello World!
Aram Bartholl
The Kasseler Kunstverein presents Aram Bartholl’s first institutional solo exhibition Hello World! featuring new pieces together with pivotal work from his existing oeuvre.
Aram Bartholl’s work bridges the gap between virtual and real space. With an astute sense of humor, he focuses on the increasing influence of the Internet on our daily lives. Oscillating between fascination and critical distance Bartholl shows the playful potential of the digital world. The tensions between private and public, online and offline, curses and blessing of new communication technologies constitute a starting point for social investigation: Bartholl is not just interested in the use of New Media, but rather how they influence, shape and change people.
For both his installations and his public art projects Bartholl extracts fragments from computerbased worlds and translates them into physical reality. A prominent example of this process is his seven meter high sculpture 'map' on the Friedrichsplatz: a reference to the position marker in Google Maps.
Bartholl uses his own method, a kind of unravelling mimicry, to reveal the simple components that make up complex technology. In his light installation RandomScreen, one of mans oldest discoveries – fire – meets with 21st Century communications technology. Randomscreen is a thermodynamic screen that does not require electricity. In a similar way the light-installation 0.16 in, in form of a high wall from floor to ceiling, plays with the visitors expectations.
The large-scale installation 'Dust Excerpt 2' is part of a body of work in which Bartholl addressed the emotionally charged memories of space in computer games. The 3D virtual world of the Dust levels in the first-person shooter Counter Strike has provided Bartholl with rich research material for some years now. For the exhibition a 1:1 scale version of a part of this landscape, now etched into spatial memories of a whole generation of gamers, will be modeled into the foyer of the Kasseler Kunstverein.
Parallel to the solo show Hello World! Aram Bartholl has developed and curated the exhibition ‘HARDCORE’ using his own OFFLINE ART concept featuring a select group of net art artists. An otherwise empty wall presents various wireless internet routers that are not connected to the internet, but transmit art works to the tablets, laptops or smartphones visitors bring along to the exhibition. In the transmission radius of the router works are publicly available, but can only be viewed on the private screen of a visitor.
Aram Bartholl is a member of the artist group FREE ART AND TECHNOLOGY LAB - FAT LAB. His work has been exhibited internationally, including the Museum of Modern Art / New York, The Pace Gallery / New York, DAM Gallery / Berlin and XPO Gallery / Paris.
Aram Bartholl lives and works in Berlin.
“Originally, the term Hello World! comes from programming software. To display the words "Hello World" on a screen represents a type of software function testing, a minimal program with just this one function: to welcome the world. But in this show Hello World! also represents the materialization of the digital. While previously pixels were only displayed on screens, today objects are printed by 3D printers. Increasingly, the issues raised by computers and the internet are discussed on a broader level and in society as a whole. Topics such as digital surveillance, copyright issues or "Facebook revolutions" represent only a fraction of the changes that a whole generation has grown up in. “
– Aram Bartholl
Nam June Paik ohne Video?
Der koreanische Begründer der Videokunst ohne sein Medium, das Massenmedium TV?
Der Kasseler Kunstverein präsentiert ausgehend vom Leben des Kulturnomaden Paik(1932 – 2006) und dem zentralen Begriff des Zen, der Leere (Ku), eine Inszenierung von Arbeiten und Dokumenten aus der Sammlung Wenzel.
„When too perfect, liebe Gott böse“, diese verwirrende Aussage Paiks bringt seine Ideen von Kultur und seine Weltsicht auf den Punkt.
Seinem Lebensalter zugeordnet werden Originaltexte mit Kunstwerken, Auflagenobjekten und dokumentarischem Material in Zusammenhang gebracht.
So wird auf eine „Letzte Wahrheit“, im Zen Koan genannt, verwiesen:
„Was ist Kunst? ist sie der Mond? oder die Fingerspitze, die auf den Mond zeigt“.
Wieder zurück im Museum Fridericianum zeigt der Kasseler Kunstverein als erste Ausstellung MaxFrisinger, Anselm Reyle, Jan Scharrelmann und Florian Slotawa. Die sehr unterschiedlichen künstlerischen Positionen treffen sich unter dem Titel „schön komplex – komplex schön“.
Schönheit eines Werkes scheint zunächst das zu sein, wasvorbehaltlos fasziniert.
Solche Schönheitbaut auf dieErfahrungen und Werte auf, die der Betrachter mitbringt. Sich in dieser Weise ohne Verantwortung wohlfühlen, ist die affirmative Seite, sich der Strukturen, die zu diesem Gefühl führen – auf beiden Seiten - bewusst zu werden, ist die andere. Denn in der Schlüssigkeit, oder besser in der Ästhetik der Struktur einer künstlerischen Arbeit liegt eine komplexere Schönheit, jenseits der Oberfläche. Struktur meint nicht einfach das formal ästhetische Gerüst eines Werkes sondern die Komplexität der Arbeit als Ganzes, von der Konzeption über den Prozess der Herstellung, von den Motiven über die Argumentation – inhaltlich und ästhetisch – bis hin zur Position – wieder inhaltlich und ästhetisch, die der Künstler mit seiner Arbeit einnimmt. So kann eine Arbeit komplex schön undschön komplex gleichzeitig sein.
Die Ausstellung versucht, die Spannbereite von Schönheit und Komplexität an vierkunstbegrifflichenPositionen festzumachen. Gemeinsam ist ihnen, dass sie eine Kunst produzieren, die sich in allen Bezügen über Kunst als Kunst definiert, die also reflektiert, wie Kunst aus Kunst zustande kommt. Sie ist ihnen nicht nur Vorlage oder Widerpart, sondern Gegenstand und Medium, und das von den Motiven und Strategien bis hin zu den Utopien, denen sie sich verpflichtet fühlt. Interessant dabei ist, dass es nicht die klassische Kunst ist, auch nicht die klassische Moderne, sondern die Kunst von heute bis zurück in die 60/70er Jahre, der zweiten Moderne also, die hier vergegenwärtigt werden soll.
Anselm Reyle ist bekannt für die inszenierte Faszination. In scheinbar postmodernem Zitat veredelt er Weggeworfenes, Alltägliches, Kitsch und Kunst, zu seriellen mythologischen Motiven. Die hochglänzende Fassade allerdings ist auf den zweiten Blick durchsichtig und zeigt ihre eigene Rückseite, ihr Konstruktionsgerüst – und das wieder als Fassade. So sehr die Hochglanzfolie in einer seiner Serien also glänzt, bleibt sie doch sichtbar Folie, die angewiesen ist auf das Licht, das auf sie fällt.
Max Frisinger unterläuft den Sinn stiftenden Zusammenhang von Gegenstand und seiner Bedeutung, von Form undFunktion und baut so dreidimensionale Kompositionen zu konkreten Bildern von Komposition. Seine Vitrinen aus gefundenen und zerstörten Gegenständen diskutieren den Nouveaux Realisme eines Arman neu. Seine fragmentierten Heizkörper, zu Skulpturen aufgestellt, machen den Hochglanz-Hasen und -Herzen eines Jeff Koons Konkurrenz.
Jan Scharrelmann dagegen baut konkrete Objekte aus dem Material, aus dem die Malerei ist: Pigment und Bindemittel. Allerdings werden dieses „Bildobjekte“ in umgekehrter Reihenfolge „gemalt“, von dem Schlussfirnis über die Farbe als pures Pigment in den Malgrund. So entsteht aus bloßem Material eine hochgradig illusionistische Oberfläche, die als Objekt in den Raum gestellt ein faszinierender Gegenstand wird.
Florian Slotawas Konzept ist bei aller Objekt- und Bildhaftigkeit ein Handlungskonzept. Die zu seltsamenBehausungen umgebauten und arrangierten Hotelzimmereinrichtungen gibt es nur als Fotos, und sie sind fast stärker in der Imagination dieser Aktion denn als Skulptur. Wenn er in sportlichem Dress und Ehrgeiz bedeutende Museen und Ausstellung durchläuft, dabei die Bilder und Skulpturen ignoriert, ist das nicht nur eine Seitenbemerkung über die Aura des Kunstwerks, des Museums und deren auratisierende Kunstvermittlung, sondern der Kurzschluss zweier fremder Wertesysteme.
Mit dieser Ausstellung verabschiedet sich Bernhard Balkenhol, der für den Kasseler Kunstverein 18 Jahre lang als Vorsitzender Verantwortung getragen hat. Das Gerüst wie das Gesicht dieser Ausstellung, aktuelle Künstlerpositionen in einer thematischen und gleichzeitig kunstbegrifflichen Ausstellung zur Diskussion zu stellen, zeigen noch einmal, was sein Interesse als Kurator und sein Verständnis von der Aufgabe eines Kunstvereins sind. Kuratorischer Partner ist, wie schon oft, Werner Demme, der sich nach langjähriger Mitarbeit im Vorstand ebenfalls verabschiedet.