Kasseler Kunstverein // im Sternhochhaus // Untere Königsstraße 78-82 // 34117 Kassel // Telefon 0561 771169 // Fax 0561 779421 // info@kasselerkunstverein.de
Hans Schabus, 1970 in Watschig, Österreich, geboren, in Wien zu Hause, ist der Arnold-Bode-Preisträger 2006. International bekannt geworden durch seine Arbeit
"Das letzte Land", die Überbauung des österreichischen Pavillons mit einem Bergmassiv auf der Biennale in Venedig 2005, bietet der Kasseler Kunstverein dem Bildhauer einen nicht weniger prominenten Ort an: das Museum Fridericianum. 1779 errichtet, war es das erste als Museum errichtete Gebäude auf dem europäischen Kontinent, beherbergte verschiedene Sammlungen, künstlerische wie wissenschaftliche, war Bibliothek und Kuriositätenkabinett, wurde 1810 umgebaut zum ersten Parlament auf deutschem Boden, war Opfer der fast völligen Zerstörung im Zweiten Weltkrieg und wurde durch Arnold Bode schließlich zum Stammhaus der documenta.
Hans Schabus findet in diesem Gebäude seine Schnittstelle zum Begriff des Museums, das ursprünglich der Tempel der Musen war, den Schutzgöttinnen der Künste und Wissenschaften geweiht. Inzwischen sind Kunst und Wissenschaft selbst in die Tempel eingezogen, die Tempel sind in Paläste und Prunkräume verwandelt worden, schließlich in Schutzbauten für Sammlungen und Orte zur Wahrung des kulturellen Besitzes und der Bildung. In diesem Sinne, so Schabus, sind Museen auch Zellen für die "Innere Sicherheit" und der "White Cube" auch soviel wie eine "Sicherungsarchitektur". Hans Schabus' Interesse gilt aber auch der Tatsache, dass das Gebäude auf dem aufgefüllten Flutgraben der mittelalterlichenStadtbefestigung errichtet wurde, die für die Erweiterung der Stadt bis auf den in das Gebäude integrierten Zwehrenturm geschliffen wurde. Als 1858 selbiges mit der Wiener Stadtmauer passierte, komponierte Johann Strauss die "Demolirer Polka".
Dieses Musikstück nahm Hans Schabus wiederum zum Anlass, um im Frühjahr in Salzburg (Kontracom06) eine neue Mauer zu errichten. Die Holzbretter des 6m hohen Bauzauns entsprachen in ihrer Länge und Anzahl den Tonhöhen der Melodiefolge der Polka. Direkt am Haupteingang des Mirabellgartens blickten die Gottheiten der griechischen Mythologie nun von der Balustrade auf die rückseitige, blinde Wand. Diese "Demolirer Polka" wird nun im Kasseler Kunstverein für die Vertonung der "Inneren Sicherheit" herangezogen, und steht für eine der Musen, die wieder in das Museum zurückgeholt werden. Vorher aber wird Hans Schabus die Räume des Kasseler Kunst-vereins im Fridericianum entkernen, vollständig zurückbauen, Stellwände und Blendmauern einreißen und den Kunstverein bloß legen. Alles wird abholbereit gemacht für den "alle-5-Jahre-Auszug" um der "documenta" Platz zu machen, während die Arbeit - der Sicherungs-maßnahmen entraubt - inmitten von Baumaterialien, Werkzeugen und Lagerwaren weitergeht.
MONITORING, die Ausstellung im Rahmen des 23. Kasseler Dokumentarfilm- und Videofestes, zeigt Medieninstallationen von 16 internationalen Künstlerinnen und Künstlern. Die Spannbreite reicht dabei von der experimentellen Auseinandersetzung mit alternativen Computerformen und performativen Aspekten bis hin zu raumgreifenden Videoprojektionen. Schwerpunkte der Ausstellung sind in diesem Jahr architektur- und gesellschaftsbezogene Themen, sowie biografisch ausgerichtete Arbeiten, die das Interesse der Künstlerinnen und Künstlern an sozialen und politischen Entwicklungen zeigen und durch ihre ganz eigene Perspektive erweitern und verändern.
Die Medieninstallationen der Ausstellung MONITORING wurden aus 353
Vorschlägen, die anlässlich des 23. Kasseler Dokumentarfilm- und Videofestes eingereicht wurden, ausgewählt. Für die Auswahl zeichnet sich eine Jury aus Künstlern, Kuratoren und Kunstwissenschaftlern verantwortlich, die sich aus Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Filmladens, des Kasseler Kunstvereins, der Kunsthalle Fridericianum und der Kunsthochschule Kassel zusammensetzt. Dieses Kuratorenteam bildet seit einigen Jahren ein beispielhaftes lokales Netzwerk aus unterschiedlichen Kunst- und Medieninstitutionen.
Alle ausgestellten Arbeiten konkurrieren um den mit 2.500 Euro dotierten "Golden Cube", den Preis für die beste Medieninstallation, gestiftet von RITTER SPORT.
Ausstellende Künstlerinnen und Künstler:
Ulf Aminde, Berlin | Battery Operated, Wilmslow/UK | La belle Imira, Berlin | Markus Bertuch, Kassel | Felix Böttcher, Kassel | Michael Brynntrup, Berlin | Fran ç ois Bucher, Berlin/New York | Christiane Feser, Offenbach | Francis Hunger, Essen | Ute Friederike Jürß, Lübeck | Roman Kirschner, Köln | Angela Melitopoulos, Berlin | Jörn Peters, Kassel | Aubrey Reeves, Toronto/CAN | Julika Rudelius, Amsterdam/NL | Amie Siegel, New York/USA
Die Ausstellung MONITORING ist eine Kooperation von: Kasseler Dokumentarfilm- und Videofest, Kasseler Kunstverein, Kulturdezernat/documenta Archiv der Stadt Kassel, Stellwerk.
Jens Carstensen , D
Max Christian Graeff , CH
Bernard Heidsieck , F
Yoko Ono , USA
Bernd Salfner , D
Joachim Schmid , D
W. Mark Sutherland , CAN
"Poetische Positionen II" ist die Fortsetzung einer Ausstellungsreihe des Kasseler Kunstvereins, die 2004 damit begonnen hat, Künstler vorzustellen, die auf unterschiedliche Art und Weise in den Bereichen Bildende Kunst und Sprache arbeiten. Nachdem in der Ausstellung "Poetische Positionen I" Arbeiten gezeigt wurden, die die Sprache als elementare Darstellungsform der Kunst nutzen, wird das Schwerpunktthema von "Poetische Positionen II" Text, Klang und Sound sein. Initiiert hat diese Reihe Jürgen O. Olbrich, selbst Künstler, der seit vielen Jahren mit Text und Sprache arbeitet.
Der Kasseler Kunstverein zeigt in der Ausstellung sieben sehr verschiedene künstlerische Positionen. Den Künstlern geht es nicht darum, die Grenzen der Bereiche Bildende Kunst, Literatur und Musik aufzuheben, sondern im Gegenteil, Überschneidungen und synergetische Effekte herzustellen. Das Spektrum von "Poetische Positionen II" ist breit gefächert: Künstler mit unterschiedlichstem Background (Performance, Fotografie, Komposition, Klang-Aktion) aus unterschiedlichen Generationen mit unterschiedlichen Herangehensweisen und Positionen treffen hier aufeinander. Das reicht von der bildlichen und sprachlichen Dokumentation einer Schiffsreise von Bremerhaven nach Kassel des Komponisten und Klang-Aktionisten Jens Carstensen, über Collagen aus Ton- und Textspuren des in Paris lebenden Sprachpoeten Bernard Heidsieck bis hin zu Schallplatten-Installationen des kanadischen Künstlers W. Mark Sutherland. Für diese Ausstellung konnte auch die New Yorker Künstlerin Yoko Ono gewonnen werden, deren poetische Arbeiten nicht nur auf den Wänden und Decken im Kasseler Kunstverein gezeigt werden, sondern die auch im gesamten Stadtgebiet Kassels, für jedermann les- und sichtbar, eine neue Arbeit realisieren wird.
Ergänzt wird die Ausstellung durch ein umfangreiches Rahmenprogramm. So sind unter anderem Sound-Performances der Künstler Max Christian Graeff und W. Mark Sutherland für die Ausstellungseröffnung und zur Kasseler Museumsnacht geplant.
Zum Ausstellungsende wird ein Katalog erscheinen.
Im Jubiläumsjahr 2006, zugleich dem 15. Jahr der Künstlerförderung im Cusanuswerk, findet unter dem Titel "Lieber Friedrich," die 6. Abschlussausstellung der Künstlerförderung des Cusanuswerks statt. Auf Einladung des Kasseler Kunstvereins werden 14 junge Künstlerinnen und Künstler mit ihren Positionen vertreten sein.
An wechselnden Orten und unter wechselnden Titeln finden sich seit 1993 alle zwei bis drei Jahre jeweils die Künstlerinnen und Künstler zu einer gemeinsamen Ausstellung zusammen, die am Ende ihres Studiums und damit auch ihrer Förderung durch das Cusanuswerk stehen. Wesentlich für das Format der Abschlussausstellung ist dabei die Idee des gemeinsamen Kuratierens. Die Künstlerinnen und Künstler erarbeiten gemeinsam ein Konzept, geben der Ausstellung einen Titel und gestalten den Katalog. In Anbetracht dessen, dass es bei dieser Ausstellung nicht nur um den Abschluss einer in weiten Teilen gemeinsam erlebten Förderzeit geht, sondern auch um die Bewerbung um ein weiterführendes Stipendium, ist dies keine leichte Aufgabe.
Und doch kann gerade in dem Ringen um ein schlüssiges Konzept, das die Eigen- und Eigensinnigkeiten der jeweiligen Künstlerpersönlichkeiten nicht nivelliert, dennoch aber auch gemeinsame Fluchtpunkte des künstlerischen Schaffens sichtbar werden lässt, etwas von dem deutlich werden, was die Zeit im Cusanuswerk bestimmt hat: Das Beschreiten des eigenen Weges, ohne die Verantwortung für das Ganze aus dem Blick zu verlieren. Im Rahmen der Abschlussausstellung 2006 wird das weiterführende Georg-Meistermann-Stipendium vergeben. Das mit monatlich 800 € dotierte Georg-Meistermann-Stipendium ermöglicht jungen Künstlerinnen und Künstlern unmittelbar nach dem Abschluss ihres Studiums zwei Jahre lang ein intensives Arbeiten und umfasst zudem die Finanzierung einer Einzelausstellung. Die Entscheidung über die Vergabe des Georg-Meistermann-Stipendiums 2006 wird im Rahmen der Finissage bekannt gegeben.
Beteiligte KünstlerInnen: Robert Barta | Nine Budde | Mariechen Danz | Robert Elfgen | Luka Fineisen | Ellen Hutzenlaub | Antonia Low | Rana Matloub | Nadine Nordmann | Edith Plattner | Kathrin Schlegel | Peter Schmitt | Marina Schulze | Stefan Silies
"2 aus ..." ist eine Ausstellungsreihe, bei der einem Vorstandsmitglied des Kasseler Kunstvereins die Kuratorenschaft mit der Vorgabe übertragen wird, den Blick auf eine deutsche Stadt zu lenken und 2 Künstler, die vornehmlich in dieser Stadt leben und arbeiten, zu einer Ausstellung in die Räume des Kasseler Kunstvereins einzuladen. Nach Düsseldorf und Berlin fiel die Wahl des Kurators Werner Demme bewusst auf Stuttgart, eine Stadt, die augenblicklich vielleicht nicht im Zentrum des allgemeinen Interesses und dem Lebensmittelpunkt junger Kunstschaffender liegt, in der aber dennoch aus der Arbeit einer renommierten Akademie sowie aus hochkarätigen Stipendien heraus immer wieder interessante künstlerische Positionen hervorgehen. Die "2 aus ... Stuttgart" sind Christine Rusche und Georg Winter.
Christine Rusche (geb. 1971) bezieht ihre Arbeiten direkt auf den jeweiligen Ausstellungsraum. Es sind "Raum-Zeichnungen", die aus abstrakten, in monochromen Schwarz und Weiß gehaltenen raumgreifenden Zeichnungen bestehen, welche in die Architektur des Ausstellungsraumes eingearbeitet sind. Die gemalten, flachen Formen oder auch skulpturalen Elemente, die sie integriert, betonen und brechen gleichzeitig die architektonische Struktur des Raumes. Dies erreicht sie durch eine Verrückung der Perspektive. Die Veränderung der gewohnten Wahrnehmung führt beim Betrachter zu einer Verunsicherung, aber auch zu einer Sensibilisierung und Auseinandersetzung mit dem neu entstandenen Raum. Der Betrachter kann sich damit auseinandersetzen und muss ihn aktiv erforschen, um ihn zu begreifen. Zudem entsteht durch die Verschmelzung von Architektur, Skulptur und Zeichnung eine neue Einheit, die die Zeichnung für den Besucher physisch erfahrbar und die Arbeit zu einem Erlebnisraum macht. Für den Kasseler Kunstvereins hat sie eine neue, raumbezogene Arbeit entwickelt.
Georg Winter ( geb. 1962) wird in Kooperation mit Manfred Ballmann (Apotheker), Dr. Roman Buxbaum, Ute Heddergott (Supervisorin), Adalbert Hösle (Retrogradist) und dem Technischen Hilfswerk Kassel für seine Ausstellung im Kasseler Kunstverein am Eröffnungstag, Sonntag 14. Mai, ab 11 Uhr eine Katastrophenschutzübung für kulturelle Massenveranstaltungen (cded: cultural disasters emergency drill 2006/2007) durchführen. Bei dieser Übung sollen psychosomatische und mentale Zustände, die beim Besuch einer Massenveranstaltung auftreten können, erkannt, behandelt und untersucht werden. In die Räume des Kasseler Kunstverein wird ein Behandlungsraum integriert. Bei leichten Problemen soll dort die Selbstmedikation der Beteiligten angeregt werden. In komplexeren Fällen steht Fachpersonal zur Verfügung, das bei akustischen Reizungen dämpfende oder anregende Maßnahmen erprobt, bei visuellen Reizungen Augentrost verabreichen wird. Ergänzt wird die Aktion durch ein umfangreiches Handbuch, das zur Eröffnung erscheint und kostenlos ausgegeben wird. Es enthält einen einleitenden Text von Ute Heddergott (Supervisorin) und zahlreiche Übungen und Hilfestellungen im Katastrophenfall. Während der gesamten Ausstellungsdauer werden Behandlungs- und Regenerationsräume dem Publikum zur Verfügung stehen.
Joel Baumann / Neue Medien
Hendrik Dorgathen / Illustration
Jakob Gebert / Möbeldesign und Ausstellungsarchitektur
Kai-Uwe Hemken / Kunstwissenschaft
Andreas Hykade / Trick- und Animationsfilm
Wolfgang Jonas / Systemdesign
Bjørn Melhus / Bildende Kunst, Virtuelle Realitäten
Jürgen Meyer / Malerei
Else Gabriel / Basisstudium Kunst
Bernhard Prinz / Fotografie
Tanja Wetzel / Kunst- und Medienpädagogik
Die Kunsthochschule Kassel ist wieder (fast) komplett. Ein Drittel der Professuren wurde in jüngster Zeit neu besetzt - nicht nur ein Generationswechsel, ein NEUER REICHTUM! Mit der wiedergewonnenen Autonomie vor fünf Jahren sind die Vertreter der verschiedenen Disziplinen aufeinander zugegangen, haben gemeinsame Visionen entwickelt, Synergien entdeckt und effektive Möglichkeiten gefunden, die professionelle Heterogenität als kreatives und innovatives Potential nutzbar zu machen. Bereits die Berufungskommissionen waren fächerübergreifend besetzt. So verwandelt sich - der "Rundgang 2005" hat dies gezeigt - die bereits 1777 gegründete Akademie in eine moderne interdisziplinäre Hochschule für Kunst, Kunstwissenschaft, Kunstpädagogik, Visuelle Kommunikation und Design, die sich in der Akademienlandschaft Deutschlands sehen lassen kann.
Der Kasseler Kunstverein, der bereits 1996 die "Sechserbande" vorstellte, so die Kunstzeitschrift art (Ausgabe 5/1996) über die damaligen Neubesetzungen (Barbara Hammann, Urs Lüthi, Norbert Radermacher, Rob Scholte, Alf Schuler und Dorothee von Windheim), lädt auch "Die Neuen" ein, sich der Öffentlichkeit vorzustellen, und fragt: Belebt der Zuwachs internationaler Marken das Geschäft? Was bringt jeder mit aus seiner Profession? Was ist sein Medium, sein Werk, sein Thema? Wie ist seine Arbeits- und Denkweise? Welche Auffassungen von Kunst, von Kunstwissenschaft und Medienpädagogik, von Visueller Kommunikation und Design stellen sich hier vor?
Der Kasseler Kunstverein macht aus den Antworten eine Ausstellung. Es geht um Wahrnehmungsweisen, Denkweisen und Arbeitsformen. Die Ausstellung zeigt aktuelle künstlerische Arbeiten aus dem Atelier des Malers Jürgen Meyer, eine fotografisch dokumentierte Performance von Else Gabriel, aber auch die Quellen, aus denen Arbeiten entstanden sind, wie etwa den Kostüm- und Kulissenfundus von Bjørn Melhus oder die Objektsammlungen des Fotografen Bernhard Prinz. Wolfgang Jonas präsentiert Zukunftsszenarien für das Jahr 2005, die er als Projektstudie für Radio DT 64 im Jahr 1997 entwickelt hat. In Modellen, Spielen und Szenarien denkt auch die Kunst- und Medienpädagogin Tanja Wetzel: im Rahmen eines studentischen Projekts und in Kooperation mit der Grafikdesignerin Isabelle Winter und dem Experimentalphysiker Prof. Dr. Arno Ehresmann hat sie einen Diskurs zum Thema "Berührung" initiiert. Kai-Uwe Hemken zeigt als kunsthistorischen Kommentar einen Film von Werner Nekes, in dem die Vielfalt technischer und künstlerischer Erfindungen, die das menschliche Sehen und Erzählen erweitert haben, vorgestellt wird. Darüber hinaus zeigt die Ausstellung eine ganze Wand verschiedener Köpfe aus dem Kopf von Hendrik Dorgathen. Joel Baumann hat Kameras installiert, mit denen die Besucher sich selbst porträtieren oder andere unbemerkt aufnehmen können. Die Videosequenzen werden in einer Datenbank gespeichert und auf einer Monitorwand wiedergegeben. Jakob Gebert zeigt Entwürfe und Realisationen seiner Arbeiten und was Studenten aus seiner Lehre entwickelt haben. Selbst Kinder kommen nicht zu kurz in dieser Schau: Andreas Hykade hat ihnen ein Spiel am Computer aufgebaut, bei dem sie dem kleinen Tom helfen können, das Erdbeerenmarmeladebrot mit Honig zu finden. Hinter ihrem Rücken läuft für die Erwachsenen im Großbild der Film "Ring of Fire".
15. Januar - 26. Februar 2006
Kuratoren: Bernhard Balkenhol und Jürgen O. Olbrich, Kasseler Kunstverein
Dr. Ulrich Lehmann, Victoria and Albert Museum, London
Kassel, Januar 2006. Auf breiten Reifen und mit einem Blitzstart geht die Kunst in der documenta-Stadt auf Fahrt: Der Kasseler Kunstverein zeigt ganz viel Auto, richtige Autos als Kunst und Kunst ums Auto. Und weil die gar nicht die Treppe rauf und durch die schmalen Türen des Fridericianums gehen, ist die Ausstellung im Südflügel des KulturBahnhofs zu sehen. AUTO-NOM-MOBILE versammelt fast dreißig Positionen zum Thema Auto und Mobilität, ein buntes Mobile, das ständig neue Konfigurationen erzeugt. Darunter sind so berühmte Namen wie Andy Warhol, Frank Stella, John Chamberlain oder David Hockney, Sylvie Fleury und Christiane Möbus, Andreas Gursky und Wolfgang Tillmans. Aber dem Kasseler Kunstverein geht es nicht einfach nur um "große Kunst", vielmehr zeigt er nach "solo mortale" (2003) und "Poetische Positionen" (2004) erneut eine thematische Ausstellung, die einen Diskurs eröffnen will über ein Phänomen, das unsere Wirklichkeit auf vielen Ebenen bestimmt.
Grundstock war die Künstlerliste der Ausstellung AUTO-NOM (2003/04) des NRW-Forums Kultur und Wirtschaft, Düsseldorf. Aus ihr wurde eine Auswahl getroffen und neue Positionen hinzugefügt, die das Thema insgesamt neu einfärben und ein eher humoriges und ironisches Bild zeichnen. So beginnt der Besucher seinen Rundgang mit dem Besuch einer Ausstellung in der Ausstellung, eine Arbeit von Wolfgang Hainke, in deren Mittelpunkt eine seltsame Klarsichtgarage steht, die der todsicheren Aufbewahung von Autos dient, um sie der Nachwelt unberührt zu erhalten; so stolpert er - etwas später - über kleine stromlinienvollendete Rennwagen, entworfen und gebaut von martinafischer13, Kassel, die immer wieder versuchen von der Steckdose wezurennen, von der sie ihren Kraftstoff erhalten; und so stößt er schließlich auf eine Fotografie von Anton Henning, die ihn selbst, den Pleinairmaler zeigt, wie er mit seiner Staffelei auf der Wiese sitzt, neben einem schönen Mercedes und vor seiner schönen Muse mit dem Spiegel, und malt: ein Blumenstillleben - welch ein Irrtum!
AUTO-NOM-MOBILE bestätigt einerseits die Thesen des Philosophen Roland Barthes, der schreibt: "Man darf nicht vergessen, dass das Objekt der beste Botschafter des Übernatürlichen ist", andererseits wird der Diskurshorizont mit der Replik auf Thesen aktueller "Bewegungstheoretiker" wie Paul Virilio noch einmal erweitert. Virilio behauptet, dass sich das Verhältnis des Autofahrers zu der Welt, die er durchfährt, umkehrt, d. h. nicht der Autofahrer bewegt sich - er sitzt ja still - , sondern die Welt dreht sich um ihn, projiziert auf die Windschutzscheibe wie ein Film. Die Künstlerin Jeanette Schulz hat sich in der Ausstellung dieses Themas angenommen.
"Protect me from what I want", schreibt Jenny Holzer auf den BMW V12 LMR Rennwagen. Das Fahrzeug ist nicht nur das schönste und schnellste der BMW "Art Cars", sondern auch das bedeutungsvollste, denn Holzer spannt damit den gesamten Bogen von Besetzungen, die dem Auto anhaften. Einerseits die Faszination an der hoch entwickelten Technik und andererseits die ungeheuren Emotionen, die das Auto auslösen kann: Von erotischer Lust an Geschwindigkeit und Macht bis zu selbstmörderischer Angst vor dem großen Crash.
Beteiligte Künstler:
Stephan Balkenhol | Stefan Beck/Patrick Huber | John Chamberlain | Thomas Demand | Sylvie Fleury | Andreas Gursky | Wolfgang Hainke | Anton Henning | Frank Kästner | Wilhelm Koch | martinafischer13 | Christiane Möbus | Jürgen O.Olbrich | Jeanette Schulz | Santiago Sierra | Stefan Sous | Wolfgang Tillmans | Rubén Ortiz Torres | Erwin Wurm
Art Cars im KulturBahnhof: Alexander Calder | Sandro Chia | David Hockney | Jenny Holzer | Roy Lichtenstein | A. R. Penck | Robert Rauschenberg | Frank Stella | Andy Warhol