Kasseler Kunstverein // im Sternhochhaus // Untere Königsstraße 78-82 // 34117 Kassel // Telefon 0561 771169 // Fax 0561 779421 // info@kasselerkunstverein.de
Das Kunstwerk als Katalysator
Florian Meisenberg (geb. 1980 in Berlin) zeigt vom 05. September bis zum 26. Oktober 2014 im Kasseler Kunstverein eine vielfältige Ausstellung mit Malerei, Videos und raumgreifenden Installationen.
Meisenberg wechselte nach seiner Ausbildung zum Mediengestalter an die Düsseldorfer Kunstakademie (2004–10), um dort bei Peter Doig Malerei zu studieren. Er lebt und arbeitet heute als Maler, Zeichner, Performer, Video- und Installationskünstler in Düsseldorf und Brooklyn/New York.
Zahlreiche Ausstellungen und Auszeichnungen haben zu einer verstärkten öffentlichen Wahrnehmung seiner Arbeit geführt.
In den Räumen des Kasseler Kunstvereins wird ihm im Rahmen einer großen Einzelausstellung erstmals auch in Deutschland die Möglichkeit geboten, sein facettenreiches künstlerisches Œuvre in großer Breite zu zeigen.
Meisenbergs Malereien präsentieren sich zunächst als naiv anmutende und zugleich an Bild- und Zeichenkontext überbordende Mikrokosmen. Eng verknüpfte Zitate und Referenzen aus der Kunst oder dem Kunstbetrieb finden sich durch augenzwinkernde Ungeniertheit gebrochen in seinen Bildern wieder. Doch gerade durch diesen bissigen Humor, durch Ironie und Selbstinszenierung entlarvt der Künstler die engen und durch lange Tradition klar definierten Grenzen der Malerei. Ihm ist daran gelegen die Mechanismen der Ein- und Ausgrenzung bewusst zu machen, um sie in einem nächsten Schritt zu überwinden. Diese Transgression, die Überschreitung von Grenzen, zeigt sich auch an seinem Umgang mit der trennenden und verbindenden Funktion von Oberflächen. Leinwand oder Bildschirm werden durchlässig und aktiv im Sinne einer Membran oder eines Interfaces. In der Malerei, wie etwa in seiner Serie „Continental Breakfast, Overmorrow at Noon“ (2012) benutzt er neben der Ölfarbe direkt das Bindemittel Öl zur Bildproduktion. Das Öl dringt in den Bildträger ein, vermengt sich mit ihm und hinterlässt Flecken, die neben den gemalten Bereichen zentraler Teil der Komposition sind.
In seinen Filmen zeichnet er mit einer speziellen Software seine Handlungen am Computer auf. Die Ästhetik der Bilder erinnert an die zahllosen How-To-Videoanleitungen im Web. Das ‚How-To-Create-An-Artwork’ bei Meisenberg verweist zudem auf die filmischen Dokumentationen von Werkprozessen bei Picasso oder Pollock. Das klassisch gefilmte Video Wembley, farewell my Concubine (2013) stellt die Frage, wieso eine Katze durch die trennende Glasscheibe eines Schaufensters hindurch auf Streicheleinheiten reagiert, obwohl sie nicht berührt wird. Wieso reagieren wir so stark auf digitale Bilder, die uns in unserer sinnlichen Wahrnehmung beschränken? Beim Streicheln der Katze wirkt es fremdartig, in unserem Alltag genießen wir die Berührung des Touchscreens und erfreuen uns an jeder Reaktion des Interface.
Meisenberg sieht Kunstwerke als Katalysatoren des Denkens. Sie sollen Anstöße bieten. Im besten Fall beginnt bei der Betrachtung ein neuer Denk- und Erkenntnisprozess, der anregt und unterhält. Mit seinen medienübergreifenden Installationen oder Raum-Collagen lädt der Künstler zum "Tauchen" ein. Niemand muss untergehen, aber das Verweilen an der Oberfläche fällt schwer. Gegen das Ausharren in Untiefen wirkt die Ironie seiner Arbeiten und ihrer Titel wie das Lachgas gegen Schmerz: Auftauchen gewünscht, bis zum nächsten Tiefgang.
und den Galerien
Die Schönheit verlangt nach Weisheit – die Weisheit verlangt nach der Leere
(die Ökonomie der künstlerischen Psychologie von Florian Meisenberg)
Für den Menschen nimmt die Welt mit der Erkenntnis von Dualität und dem tiefen Glauben an sie ihren Anfang – Natur/Kultur – und mit dem sehnsüchtigen Bestreben die Bedingungen und Möglichkeiten beider zu erobern: die Sonne, Vögel, Körper, Wasser und Oliven und all die anderen Verheißungen. Und dies schließt unvermeidlich auch Toiletten, Duschen, Seifen, Schmuck, Weisheit … ein. Mit anderen Worten, das Mysterium von dem der Mensch ganz unbeabsichtigt und unerwartet ein Teil zu sein scheint. Die Eroberungslust ist tief und weit verwurzelt und meistens bleibt sie für immer bestehen.
Begabte und vornehme Seelen jedoch, die sich viele Gedanken zu machen pflegen, werden nach der bereits erwähnten Faszination schnell von Sorge und Zweifel heimgesucht, die dann zu einer gewissenhaften Erforschung dessen führen was uns als obskures Faktum unter dem Titel: “Leben” gegeben wurde. Unter jenen die diese Ebene erreichen gibt es einige, die in dieser Tätigkeit auf zwanghafte Weise nach dem Vergnügen suchen und die dann bis ans Ende ihres Lebens niemals aufhören zu forschen.
Aber für jene, deren Streben nach dem Ziel einer tiefempfundenen Aufrichtigkeit, Intelligenz und grenzenlosen Präzision folgt, führt diese Erforschung zunehmend zu Hysterie und Verzweiflung, da immer offensichtlicher wird…dass es keine Sicherheiten gibt, dass in diesen Erkundungen kein wirklicher und nachhaltiger Sinn gefunden werden kann. Kein gesundes Gehirn oder Herz kann diesen traumatischen Zustand der Hoffnungslosigkeit lange tolerieren und Katharsis findet sich nur in der völligen Ablehnung dieser zweifachen Erkenntnis: Natur/Kultur. Auf diese Verweigerung folgt allerdings eine dritte Erkenntnis: das Unbekannte – die unbekannte Zukunft!
Jeder wahrhaftige Künstler durchläuft diese Phasen von Schönheit und Faszination bis zur Leere – der Leere des Unbekannten…
Es gibt jedoch noch eine andere Bewegung, eine aus der anderen Richtung, aus der Leere zu uns kommende Bewegung. Diese Leere versucht uns zu durchdringen, eine Anziehungskraft für uns zu entwickeln. Ihre Verlockung ist in jeder Zelle von Substanz verborgen, in jeder Ecke, in jedem Territorium in dem die Welt ihre Schönheit nutzt um sich selbst in Frage zu stellen (dies schließt uns ein).
Warum hat Florian Meisenberg das Video mit dem Hund, der über das Gesicht eines Menschen leckt, auf diese Weise in den Mittelpunkt seiner Ausstellung gerückt? Stellt hier der Hund das Fremde dar? Das Unbekannte? Das Andere? Kommt die Zunge des Hundes einem Fragezeichen des Unbekannten gleich, das wieder und wieder versucht mit uns eins zu werden, uns in dem Bestreben auf verführerische Weise ableckend, uns mit den unzähligen Variationen seiner Ornamentik zu betören (so wie es auch die Welt tut – die mit ihren tausendfachen Ornamenten in uns als Monaden vorzudringen versucht, vielmehr uns aus diesen herauslösen möchte, um schließlich eins mit uns zu werden…?
Florians Arbeit zielt auf diese Vereinigung! Er setzt mit seinen Bildern Bedeutungsträger außer Kraft; an der Wand lässt er das symbolische Bild eines Dreisprungs entstehen – jenseits der drei Zeitmodi; er entdeckt das Arabeskenhafte der Omnipotenz, spezielles Neonlicht, welches durch die Wand-Räume und Zeit-Räume strömt; er zeigt uns drei lange Papierzungen vergehender Zeit (die sich langsam aus den drei dunklen Öffnungen der Drucker entrollen) auf die alle nur erdenklichen, unter dem Himmel möglichen Bilder aufgedruckt sind.
Seine Warnung ist ein Imperativ: Das alte Hotel, welches in viele behagliche und dekorierte Räume unterteilt ist, ist heutzutage überholt – auf diesem Gebiet kann man keine neuen Spiele mehr aufführen; es ist einfach zu eng geworden, weil die Spiele dem Wind und Sturm ähnlich, donnergleich geworden sind – sie fordern die Leere ein, die Wand-losigkeit, nur das Nichts ist das Feld auf dem sie ihre nichtexistenten Herausforderungen darstellen können.
Auf einer der aus dem Drucker hervorkriechenden Zeitzungen hat er eine menschliche Figur abgebildet, die verzweifelt versucht aus dem Fenster eines alten, abgewohnten Hotels zu entkommen. Der Flüchtende scheint von der Renovierung, Restaurierung und Rekonstruktion des alten Gebäudes endgültig genug zu haben, seine Zeit ist gekommen… eine unbekannte Zukunft (der Leere…) wartet auf ihn…
Ich dachte:
Vielleicht ist ein mächtiger Wal, der unerschrocken durch die Weite des Ozeans gleitet ein vollkommen erleuchtetes Wesen, das als selbstgenügsame Kreatur seine Einsamkeit/ozeanische Ekstase im bedingungslos offenen Bewusstseinsraum unendlich und ungestört genießt; wo alle und jegliche Längen und Dimensionen von Energiewellen von einer ganzen Welt erzählen, wie in den letzten Sequenzen von Stanley Kubricks „2001: Odyssee im Weltraum“, und vielleicht besteht der letzte Schritt des Künstlers darin, sich in einen Wal zu verwandeln…
Gia Edzgveradze
Übersetzung: Jeremy Gaines
Beauty’s longing for wisdom – wisdom’s longing for the void (the economy of the artistic psychology of Florian Meisenberg)
The world for human beings begins with a sincere trust and belief in their own double discovery - nature/culture and with their desirous attempts to conquer the circumstances and opportunities of these two: the sun, the birds, the bodies, waters and olives and all the other whispers…; also toilets, showers, soaps, jewelleries, wisdom… hence, the mystery, which the human being unintentionally and unexpectedly appears to be a part of. This desire to conquer runs deep and far, in most cases lasting forever.
But to talented, wondering and noble souls, after the already mentioned initial fascination, soon comes worry and doubt that turns into scrupulous research into the true nature of what is given to us as an obscure fact under the title “life”. Of those who reached this level, some are obsessed with finding fun in this activity and run this research until the end of life. But for those whose efforts have the most heartfelt honesty, intelligence and borderless precision towards their goal, this research goes more and more into the direction of hysterics and despair, because it becomes obvious… that no certainties can be found, no true and firm sense can be obtained within this enquiry. No brain health and heart can tolerate for long this traumatic condition of hopelessness, and catharsis can only be found in the full refusal of that initial double discovery: nature/culture. But, with this rejection opens the third discovery: the unknown – the unknown future!
Every true artist passes these stages from beauty and fascination towards the void – the void of the unknown…
But there is another movement, a movement from the other side, from the void towards us. The void also attempts to penetrate us, tries to become an attraction for us. Its seduction is hidden in every cell of substance, in its every corner, in every territory where the world uses its beauty to question itself (this means us also).
Why does Florian Meisenberg choose to make the video piece with a dog’s tongue licking a human face so central to his show? Does the dog here represent the alien? The unknown? The Other? Is the dog’s tongue a question mark of the unknown that again and again attempts to become one with us, licking seductively and trying to entice us with the endless varieties of its ornaments (exactly in the same way as the world does – touching us with its millions of ornaments, trying to enter our monad, or to withdraw us from it to finally become one with us…)?
Florian’s work ambitiously strives for this unification! In his paintings he suspends signifiers from meaning; on the wall he builds symbolical image of a triple jump – beyond the three modes of time; he discovers the arabesque of omnipotent, specific neon light, which runs through the wall-spaces and time-rooms; he shows us three long paper tongues of time running (slowly scrolling out from three dark wholes of printers), with all the possible images appearing under the human sky printed on them; the artist imperatively warns us: the old hotel, divided in many comfortable and well decorated rooms, is out of date today – on this territory one can’t perform new games any more, it’s simply tight, because the games became wind-like, storm-like, thunder-like – they demand the void, the wall–lessness, and only nothingness is the field where they can perform their non-existant challenges.
On one of the time-tongues crawling out of a printer, the artist places a human figure desperately escaping out of the window of an old, time-worn hotel – the escaper seems to be completely fed up with the renovation, restoration and reconstruction of this old structure and the time has come for him… for the unknown future (for the void…)…
I thought:
Perhaps a mighty whale, fearlessly drifting in the open space of the ocean is a fully enlightened creature, who endlessly and uninterruptedly celebrates his solitude/ocean-ecstasy as a self sufficient being within unconditionally open conscious space; where any and all lengths and dimensions of energy waves communicate a whole world, as in the last sequences of Stenly Kubric’s “2001: A Space Odyssey”, and perhaps the last step for the artist is to turn into the whale…
Im Anschluss an die Verleihung sind Arbeiten von Angela Ender und die Ankäufe aus Stiftungsmitteln für die Arthotek bis zum 27. Juli 2014 im Kasseler Kunstverein zu sehen.
Der Kasseler Kunstpreis 2014 ist an die bildende Künstlerin Angela Ender gegangen. Den Kasseler Kunstpreis 2014 für den Bereich Musik erhielt Pia-Maria Sauer. Die Entscheidung hatte der Magistrat auf Vorschlag des Stiftungsrates der Dr. Wolfgang Zippel Stiftung im März bekannt gegeben.
Die mit je 5.000 Euro dotierten Auszeichnungen werden den Künstlerinnen am 23. Juli 2014 von Oberbürgermeister Bertram Hilgen im Kasseler Kunstverein übergeben.
Der Kasseler Kunstpreis wird jährlich an junge bildende oder Musik treibende Künstlerinnen und Künstler im Alter bis zu 30 Jahren, die im nordhessischen Raum geboren oder dort ansässig sind, vergeben. Mit der Zuerkennung des Preises würdigt der Stiftungsrat im Sinne von Dr. Wolfgang Zippel die engagierte und vielversprechende Arbeit der Preisträger. Die Preisverleihung des Kasseler Kunstpreises 2014 fand in den Räumen des Kasseler Kunstvereins statt.
28. Juni - 13. Juli 2014
Eine Ausstellung in der Galerie Coucou und im Kasseler Kunstverein
Samstag, 05.07.2014 um 14 Uhr mit Martin Dege, Flaut M. Rauch und Markus Stein
Samstag, 12.07.2014 um 14 Uhr mit Stefan Bast, Nina Jansen und Flaut M. Rauch
MIT: JUDITH AUGUSTIN, SEUNG HYUN BAEK, KATHRIN BALKENHOL, STEFAN BAST, HENNING BOHL, BARBARA BUX, MARTIN DEGE, LOTTE DIETMAR, FRANK DÖLLING, REINHARD DOUBRAWA, EKACHAI EKSAROJ, ANGELA ENDER, SHPRESA FAQI, , STEFAN GEBHARDT, SÖREN GERHARDT, MICHAEL GÖBEL, TOMOKO GOTO, MONIKA GOETZ, JUTTA HERRMANN, ANNA HOFFMANN, ÜNSAL IÇÖZ, NINA JANSEN, HORST JONESCU, HARM-HEYE KANINSKI, REYUNG MOON KIM, LINDA JOSEPHINE KNOP, LUTZ KÖNECKE, MILEN KRASTEV, TAEK KEUN LEE, XUE LEI, UTE LINDNER, FRIEDERIKE LORENZ, URS LÜTHI, MARTINAFISCHER13, MICHAELA MEISE, RALF MICHNA, SYLVIA MÖLLER, INGMAR MRUCK, CHARLOTTE MUMM, JENS NEDOWLATSCHIL, ARTUR NIESTROJ, JAN MARTIN NÜRNBERG, KATHRIN RABENORT, FLAUT M. RAUCH, ANJA RODE, OLIVER SCHARFBIER, ANN SCHOMBURG, MARKUS STEIN, SÜNJE TODT, NASIRA TURGANBAJ, MORITZ UNGER, CATRINE VAL, VIDAL & GROTH, DARIUS VÖHRINGER, MARKUS VOIT, LILIAN VON PHILIPPOVICH, JOHANNES VON STENGLIN , SARAH WEGNER, KIM WELLING, MORITZ WIEDEMANN, ARNE WITT, RUI YIN
Die Ausstellung NOPRESSION wird von dem Schweizer Künstler Urs Lüthi (*1947 in Kriens, Luzern) kuratiert. Zum Ende seiner mehr als 20-jährigen Arbeit als Kunstprofessor an der Kunsthochschule Kassel reflektiert er seine Rolle als Künstlersubjekt und Lehrer mit einer Installation, die neben seiner eigenen Arbeit Werke von 62 Künstler/innen enthält, die einst bei ihm studiert haben.
Urs Lüthi ist international anerkannt und seit den 1960/70er Jahren eine feste Größe im Kunstbetrieb. Er war Teilnehmer der documenta 6 (1977) und bespielte den Schweizer Pavillon bei der 49. Biennale in Venedig (2001). Zahlreiche monografische Publikationen und Artikel widmen sich seinem Werk. Der Künstler wurde unter anderem mit dem Arnold-Bode-Preis (2009) und dem Kunst- und Kulturpreis der Stadt Luzern (2010) ausgezeichnet. Seine Werke befinden sich in renommierten privaten und öffentlichen Sammlungen, u.a. Sammlung Falckenberg, Kunsthalle Stuttgart, Lehnbachaus, Centre Pompidou und Museumslandschaft Hessen Kassel.
In der Ausstellung NOPRESSION geht es dennoch nicht nur um die Einzelposition Urs Lüthi, sondern auch um seinen Blick auf die künstlerischen Positionen seiner ehemaligen Kunststudenten/innen und Meisterschüler/innen der letzten 20 Jahre. Aus dem Lehrer/Schüler-Verhältnis ist eine Begegnung auf Augenhöhe entstanden.
Die Künstlerliste umfasst mehrere Generationen ehemaliger Lüthi Schüler/innen und reicht von in den 1960er bis 80er Jahren geborenen Künstlerinnen und Künstler. Mehr als ein Drittel von ihnen arbeitet in einem Atelierstandort in Hessen oder hat enge Verbindung dazu. Einige waren seinerzeit mit einem internationalen Hintergrund nach Kassel gekommen und knüpfen nun europa- und weltweit ihre Netze.
Nicht zuletzt legt die Ausstellung ein eindrucksvolles Zeugnis über das künstlerische Wirken von Urs Lüthi ab, der seit Jahrzehnten pointiert und vieldeutig zu gesellschaftlichen Prozessen Stellung nimmt und die Rolle des Künstlersubjekts und die Frage nach der Identität immer wieder reflektiert.
NOPRESSION ist eine spannende und intensive Begegnung mit der zeitgenössischen Kunst und bietet durch den kuratorischen Blick des Künstlers einen unmittelbaren Zugang.
Zugleich würdigt die Ausstellung das lange Wirken Urs Lüthis an der Kunsthochschule in Kassel und ermöglicht einen facettenreichen Blick auf die künstlerischen Positionen, die daraus hervorgegangen sind.
Urs Lüthis Arbeiten werden in der Galerie Coucou, Werner-Hilpert-Str. 8, 34117 Kassel gezeigt. Im Kasseler Kunstverein sind die Positionen 62 seiner ehemaligen Student/innen und Meisterschüler/innen zu sehen.
Diese Ausstellung läuft unter der Schirmherrschaft des Oberbürgermeisters Bertram Hilgen und ist in Zusammenarbeit der Galerie Coucou mit dem Kasseler Kunstverein und dem Kulturamt der Stadt Kassel entstanden.
Danke für die Unterstützung auch an:
Kunsthochschule Kassel, Kasseler Dokumentarfilm– und Videofest, Kasseler Atelierrundgang, 387, Tokonoma e.V.
Das international arbeitende Künstlerduo Folke Köbberling und Martin Kaltwasser beschäftigt sich mit den Auswirkungen der gegenwärtigen Mobilitätskultur unserer Gesellschaft. Die besonderen Raumformationen, die sie hervor bringt, ermöglichen es sich effizient und anonym im Transit zu bewegen: Autobahnkreuze, Parkhäuser, Wartehallen. Sie alle sind Teil unserer Alltagskultur, bieten jedoch keinen Anhaltspunkt zu bleiben und eine Beziehung zu ihnen aufzubauen.
Die Zukunft fest im Blick – die Utopie im Gepäck, wagen die Künstler die Aneignung dieser Orte. Sei es in Form der Wiederbelebung, der Aufwertung oder der Zerstörung: Immer steht der Möglichkeitssinn im Mittelpunkt ihrer Arbeiten. Wie etwa bei dem Versuch in der kleinen amerikanischen Stadt Marfa, die vor 29 Jahren von den Fahrplänen gestrichen wurde, den vorbei rasenden Zug anzuhalten.
Wohin uns der Optimierungswahn führt, versinnbildlicht der Crushed Cayenne – gestoppt im Moment des Aufpralls. In der Dekonstruktion des überdimensionierten Luxusgeländewagens ist die Chance auf einen Neubeginn impliziert: Material kann umgenutzt werden!
Die Hoffnung steckt im Experiment, in kreativen Konzepten und Alternativen, die dem linearen Leistungsdenken entgegenstehen. Jede/r kann zu Gesellschaft, Politik und Stadtraum eigene Ideen entwickeln. Präsentiert werden sie in der transit kitchen, einer eigens dafür eingerichteten Laborküche im Kunstverein.
Die aktuelle Ausstellung Full Stop.Forever. führt erstmalig verschiedene der weltweit realisierten Arbeiten der Künstler zusammen und kombiniert sie mit neu entstandenen Exponaten, die sowohl im Innen- als auch Außenraum zu sehen sind. Für Folke Köbberling, die in Kassel aufwuchs und auch studierte, bietet die Ausstellung zudem erstmals die Möglichkeit ihre Werke in diesem Umfang in Kassel zu zeigen.
Zusätzlich zu den im Kasseler Kunstverein und im Kulturbahnhof Kassel gezeigten Arbeiten von Folke Köbberling und Martin Kaltwasser entstand in Zusammenarbeit mit der KVG die Arbeit „Haltestelle Nr. 4“. Dazu überlässt die KVG uns bis zum Ende der Ausstellung am 1. Juni die Haltestelle am Friedrichsplatz. Die Haltestelle ist ab dem 5. Mai "im Betrieb" und die Pinnwand kann genutzt werden.
Folke Köbberling und Martin Kaltwasser beschäftigen sich mit den Auswirkungen der gegenwärtigen Mobilitätskultur unserer Gesellschaft. Die besonderen Raumformationen, die sie hervor bringt, ermöglichen es, sich effizient und anonym im Transit zu bewegen: Autobahnkreuze, Parkhäuser, Wartehallen. Sie alle sind Teil unserer Alltagskultur, bieten jedoch keinen Anhaltspunkt zu bleiben und eine Beziehung zu ihnen aufzubauen.
Analog zu früheren Arbeiten der Künstler, z.B. in Linz und Berlin, wird die Haltestelle frei nach dem Vorbild alter osteuropäischer Bushaltestellen zu einer von den Wartenden verwendbaren Informationsplattform umgebaut. Anstelle der üblichen Großraumwerbung installiert Folke Köbberling an der Haltestelle eine Pinnwand/Zettelwand als Informationsbörse. Kasseler Bürger-innen sind dazu aufgerufen, diese Pinnwand zu nutzen und sich die Haltestelle dadurch anzueignen.
Foto: Folke Köbberling, Dr. Thorsten Ebert/Vorstand Kasseler Verkehrs-Gesellschaft, Joel Baumann/Vorsitzender Kasseler Kunstverein
Der Kasseler Kunstverein zeigt vom 01.02. bis zum 16.03.2014 die Arbeiten der in Berlin lebenden New Yorker Künstlerin Jen Ray. Nach ihrer erfolgreichen Ausstellung im Berliner Haus am Lützowplatz im Jahr 2013 werden ihre großformatigen, aquarellierten Zeichnungen auch die Kasseler Besucherinnen und Besucher beeindrucken. In ihren surreal inszenierten Welten treffen sich, in wunderbar leichter Weise verwoben, unterschiedlichste Motive, Stile und Epochen. Ray ist eine Meisterin des geistreichen und humorvollen Collagierens.
„Männer gibt es nicht in meinen Bildern, und doch sind sie anwesend.“, erklärt Jen Ray in einem Interview. Ihre Bilder sind mit Frauen bevölkert. Weibliche Kriegerinnen, die erotisch schön und machtvoll kühl agieren. Sie regieren Gegenwelten, die faszinieren, weil die Themen aus unserer Lebenswelt gespeist werden und sie dennoch fremd bleiben. Die Bilder sind animierte Zerrspiegel unserer Realität.
Seit 2009 widmet sich Jen Ray immer stärker öffentlichen Performances, die sie im Rahmen ihrer Ausstellungen inszeniert und filmt. Die Darstellerinnen spielen starke Frauen in militärisch oder mythologisch anmutenden Kostümen. Sie agieren mit Hilfe von Symbolen und Metaphern aus dem Reich von Sex und Gewalt. Die Musik ist voller Kraft und Energie. „Ja, sie sind destruktiv", sagt Ray, „aber ich will, dass meine Charaktere das machen, was sie machen müssen, ich will sie nicht zurückhalten.“
Auch in der Ausstellung im Kasseler Kunstverein wird Jen Ray ihre Alter Egos nicht nur in Bildern, sondern auch in einer Performance auftreten lassen. Sie können für die Besucher zu sprudelnden Quellen des Assoziierens und Fantasierens werden.
Vielen Dank an alle, die ehrenamtlich die Performance am Eröffnungsabend ermöglichst haben, v.a. natürlich die Performerinnen. Ohne euch wäre diese Performance nicht möglich und die Eröffnung dadurch um einen Höhepunkt ärmer gewesen!
“Jen Ray presents 'Annihilate' a performance in relation to the exhibition 'Hits'. An Amazonian army performs, for their own pleasure, an anthem celebrating a week of transgressive behavior. Mad Kate sings and an army of women serve as the chorus to a classic punk song as they take over the KKV.”