Kasseler Kunstverein // im Sternhochhaus // Untere Königsstraße 78-82 // 34117 Kassel // Telefon 0561 771169 // Fax 0561 779421 // info@kasselerkunstverein.de
Zum zweiten Mal richtet der Kasseler Kunstverein im documenta-Jahr 2012 wieder das KasselerKunstVereinsHeim ein. Es liegt diesmal in der Werner Hilpertstrasse, nahe dem Kulturbahnhof und damit einem zentralen Ort der dOCUMENTA(13). Gemäß dem temporären Charakter dieses Spielortes werden den Sommer über unter dem Stichwort >trans, … (lat.) quer, hinüber, hindurch, jenseits< sieben Ausstellungen gezeigt.
Auf sehr unterschiedliche Weise gehen die eingeladenen Künstlerinnen und Künstler mit dem um, was es heißt, keinen Ort zu haben, einen Ort zu suchen oder sich einen Transitraum zu schaffen. Unorte können Eingriffe in Orte oder Verhaltensweisen sein, die die gewohnten Verhältnisse verschieben, können Reisen sein, die den Reisenden aus seinen eingefahrenen Bedingungen reißen, können Kriege sein, die alles zerstören, was sicher zu sein schien, können provisorische Behausungen sein oder Träume Obdachloser von einem Haus, das Zuhause heißt, können aber auch Zeitschriften, Flugblätter und Bücher sein, in und auf denen sich einschreibt, was sonst verloren oder unmöglich wäre. Der Ausstellungsraum im KasselerKunstVereinsHeim bietet dafür einen Ausstellungs-Container, der auch nur vorübergehend in ein ehemaliges Reisebüro hineingestellt wird.
Beteiligt sind:
Ole Aselmann arbeitet mit verschiedenen – Zeichnungen, Text, Skulptur, Ton, Performance, Video. Oft sind Aktionen, in denen er selbst Hauptdarsteller ist, Auslöser seiner Arbeiten, z.B. eine Flussfahrt mit einem selbstgebauten Boot, die Wanderung von Calais nach Berlin, die Überquerung der Alpen mit einem Schaf, die später in einer Fülle von Material verarbeitet werden. Oder es sind spontane Einfälle oder Ideen, wie seine Urknall-Version, die eine Art künstlerischer Kettenreaktion auslösen und zu bizarren Installationen und begehbaren Räumen führen. Sie bilden einen unendlichen Kosmos aus assoziativ verknüpften, grotesken Elementen und ironischen Anspielungen, der die scheinbar festgeschriebenen Beziehungen und Bedeutungen von Begriffen, Bildern und Symbolen untergräbt.
Ella Ziegler initiiert performative Akte, die in Aktionsbeschreibungen und fotografischen Dokumentationen münden. Oft spielt die Kollaboration mit fremden Menschen eine Rolle, die für die Dauer der Aktion zu Beteiligten werden. Sie hat kein Atelier, ihr Aktionsraum kann sich in der Stadt, einer Polizeistation, auf einer Verkehrsinsel oder – in ihrem Kopf befinden. Wahrnehmung, Beobachtung und Untersuchung der Begleiterscheinungen und Nebenwirkungen ihres Lebens bilden die Ausgangspunkte ihrer künstlerischen Arbeiten, deren tagebuchartiges, selektives Erfassen mit dem öffentlichen Raum eine komplexe Schnittmenge bildet. Ihr sind Momente zentral, aus denen heraus ein Netzwerk vielschichtiger Beziehungsgefüge von Ursache und Wirkung, Öffentlich und Privat, Kollektiv und Individuell entsteht. Ella Ziegler eignet sich so den öffentlichen Raum als ihre Skulptur an.
Susanne Bayer und die Werkgruppe der Herberge zur Heimat e.V. haben Bewohner eines Wohnheims für wohnungslose Menschen Häuser aus gebranntem Ton und Holz bauen lassen. In Gestalt ihrer Häuser formulieren sie Erinnerungen, Wünsche, Vorstellungen und Hoffnungen. So entsteht allmählich eine Stadt aus sehr persönlichen Gebäuden, die dann wie ein Modell zur Stadtentwicklung aufgebaut werden. Dazu sind Interviews und Kommentare der Beteiligten zu hören.
REDFOXPRESS wurde von Francis Van Maele 2002 in Achill Island an der Westküste von Irland gegründet. 2005 gesellte sich Antic-Ham aus Südkorea hinzu und beide zusammen gründeten FRANTICHAM. In ihrem Studio druckten und veröffentlichten sie Gemeinschaftsarbeiten von Künstler/innen und Autor/innen in limitierten Auflagen. Sie produzierten außerdem ihre eigenen Künstlerbücher und Editionen und benutzten dabei alle denkbaren Techniken: Collage, Fotographie, Laserprints, Abdruckverfahren mit Lösungsmitteln, Monoprints, Schablonen, Stempel, Zeichnung, Frottage, gefundene Objekte, u.v.a.m. Unter dem Titel "C'est mon dada" gab REDFOXPRESS auch eine Sammlung von Visueller und Konkreter Poesie heraus, außerdem eine Serie von Assemblagen, die sie “Franticham Fluxus Assembling Box” nannten. Zuletzt haben sie intensiv mit Polaroids gearbeitet.
Auf Uwe Bressniks rastloser Reise durch nahezu alle künstlerischen Gattungen, Medien, Techniken und Technologien ruht er nur selten, und wenn, dann meist zwischen den Stühlen. Bressnik folgt einem transmedialen Ansatz und arbeitet an einer stetigen Aktualisierung der konventionellen bildnerischen Gattungen Grafik, Malerei und Skulptur durch deren Neuinterpretation in angrenzenden Felden wie den Neuen Medien, der Musik und Jugendkultur oder Spiel und Sport. Seit 2000 verbindet Bressnik Kunst und Musik auch als ausübender Musiker (pocket-trp., cornet, whistling, voc.) im Rahmen mehrerer Bands bzw. Live-Musik-Formate (KunstSportGruppe hochobir, Grosse Freiheit Nr. 7, Dean Servise, Geschwitters Danzebein, seelish usf.).
Der Mark Pezinger Verlag ist eine Kollaboration von Künstlern, mit dem Anliegen, Künstlerbücher und -publikationen zu realisieren, für die sich strukturell nur schwer Verleger finden lassen. Oftmals spielt in diesen Fällen nicht die Vervielfältigung von Arbeiten eine Rolle, sondern deren Sichtbarmachung. Seit 2009 wurden zahlreiche Publikationen veröffentlicht und bei Ausstellungen in Deutschland, der Schweiz und Österreich vorgestellt. Beteiligte Künstler sind unter anderem Karsten Födinger, Astrid Seme und Thomas Geiger.
Anja Niedringhaus ist Journalistin. Sie fotografiert als teilnehmende Kriegsberichterstatterin im Auftrag der Agentur „Associated Press“. Als eine der wenigen Frauen im Bereich der Reportage Fotografie begleitet sie Soldaten während ihrer Einsätze an die Front(en) und dokumentiert das Leben und Sterben der Menschen im Ausnahmezustand militärischer Auseinandersetzungen. Ihre Fotografien zeigen den Schrecken ebenso wie den Alltag des Krieges, die Zerstörungen ebenso wie ein Bemühen um Würde und Normalität. Auf diese Weise sind die Fotografien mehr als bloße Dokumente, sie sind immer und in erster Linie Bilder menschlicher Existenz. Ob aus Kroatien, Serbien, Kosovo, Bosnien, Irak, Afghanistan, Libyen oder Israel, seit 20 Jahren erscheinen Ihre Fotos weltweit in den Tageszeitungen, Zeitschriften und auf den Titelseiten und prägen so unser Bild von Krisen und Kriegen.
Das KasselerKunstVereinsHeim bietet darüber hinaus einen weiteren Raum als Treffpunkt an. Dort werden an speziell angekündigten Abenden Künstlerinnen und Künstler oder anderweitig künstlerisch arbeitende Menschen, die für einen dOCUMENTA(13)-Besuch nach Kassel gekommen sind, zu einem öffentlichen Gespräch in kleiner Runde gebeten werden.
Nicht zuletzt gibt es dort vorübergehend das Büro des Kasseler Kunstvereins und den KasselerKunstVereinsLaden, in dem unsere Kataloge, Editionen, Postkarten, etc. angeboten werden.
Öffnungszeiten:
Treffpunkt, Kunstvereinsladen und Büro: täglich von 14 – 24 Uhr
Ausstellungsraum: täglich von 18 – 24 Uhr
Die Fotojournalistin Anja Niedringhaus (*1965 in Höxter, Westfalen) fotografiert seit 2002 als teilnehmende Kriegsberichterstatterin im Auftrag der Agentur „Associated Press (AP)“. Als eine der wenigen Frauen im Bereich der Krisenfotografie begleitet sie Soldaten während ihrer Einsätze an die Front(en) und dokumentiert das Leben und Sterben der Menschen im Ausnahmezustand militärischer Auseinandersetzungen. Ihre Fotos zeigen den Schrecken ebenso wie den Alltag des Krieges, die Zerstörungen ebenso wie ein Bemühen um Würde und Normalität. Auf diese Weise sind die Fotografien mehr als bloße Dokumente, sie sind immer und in erster Linie Bilder menschlicher Existenz. Ob aus Kroatien, Serbien, Kosovo, Bosnien, Irak, Afghanistan, Libyen oder Israel, seit 20 Jahren erscheinen ihre Fotos weltweit in Tageszeitungen, Zeitschriften und auf den Titelseiten und prägen so unser Bild von Krisen und Kriegen. „Immer steht der Mensch im Vordergrund: Soldaten, eine strapazierte Zivilbevölkerung, Gefangene. Erschöpfung, Verzweiflung oder Anspannung zeichnet die Gesichter, doch auch das Lachen der Kinder.“ (Jean-Christophe Ammann)
Die deutsche Fotojournalistin Anja Niedringhaus arbeitete für European Pressphoto Agency (EPA) in Frankfurt/Main. Seit 2002 ist sie für Associated Press (AP) in Genf tätig. Bei allen großen Konflikten ist die Fotojournalistin im Einsatz sowie auch für gesellschaftliche, politische und sportliche Ereignisse.
"Wenn ich es nicht fotografiere, wird es nicht bekannt." Anja Niedringhaus
Ausstellungen (Auswahl):
03.06.2012 - 13.01.2013 Fotografie Total. Werke aus der Sammlung des MMK. Frankfurt/M.
06.07. - 10.09.2012 Rencontres Internationales de la Photographie en Gaspésie. Quebec
13.06. - 17.06.2012 LUMIX Festival für jungen Fotojournalismus. Hannover
21.01. - 15.04.2012 20 Jahre Fotografie aus Kriegsgebieten. Situation Kunst (für Max Imdahl), Bochum
12.01. - 18.03.2012 Anja Niedringhaus. At War. Unternehmenszentrale der Deutschen Börse, The Cube, Eschborn
10.09. - 04.12.2011 Anja Niedringhaus. At War. C/O Berlin
Auszeichnungen (Auswahl):
2011 Abisag-Tüllmann-Preis
2008 Goldene Feder
2005 Pulitzerpreis für Berichterstattung aus dem Irak
2005 International Women's Media Foundation's Courage in Journalism Award (IWMF)
Der Mark Pezinger Verlag ist eine Kollaboration von Künstlern, mit dem Anliegen, Künstlerbücher und -publikationen zu realisieren, für die sich strukturell nur schwer Verleger finden lassen. Oftmals spielt in diesen Fällen nicht die Vervielfältigung von Arbeiten eine Rolle, sondern deren Sichtbarmachung. Seit 2009 wurden zahlreiche Publikationen veröffentlicht und bei Ausstellungen in Deutschland, der Schweiz und Österreich vorgestellt. Beteiligte Künstler sind unter anderem Karsten Födinger, Astrid Seme und Thomas Geiger.
Auf Uwe Bressniks rastloser Reise durch nahezu alle künstlerischen Gattungen, Medien, Techniken und Technologien ruht er nur selten, und wenn, dann meist zwischen den Stühlen. Bressnik folgt einem transmedialen Ansatz und arbeitet an einer stetigen Aktualisierung der konventionellen bildnerischen Gattungen Grafik, Malerei und Skulptur durch deren Neuinterpretation in angrenzenden Felden wie den Neuen Medien, der Musik und Jugendkultur oder Spiel und Sport. Seit 2000 verbindet Bressnik Kunst und Musik auch als ausübender Musiker (pocket-trp., cornet, whistling, voc.) im Rahmen mehrerer Bands bzw. Live-Musik-Formate (KunstSportGruppe hochobir, Grosse Freiheit Nr. 7, Dean Servise, Geschwitters Danzebein, seelish usf.).
Tilmann Burrichter, Frank Camin, Frank Heidrich, Harald Henke, Mohamud Hussein
Klaus Kuchenbecker, Dejan Novakovic , Karl- Heinz- Schmidt, Volker Tiede
Ulrich Winkler
Bewohner eines Wohnheims für wohnungslose Menschen bauen Häuser aus gebranntem Ton und Holz. In Gestalt ihrer Häuser formulieren sie Erinnerungen, Wünsche, Vorstellungen und Hoffnungen.
So entsteht allmählich eine Stadt aus sehr persönlichen Gebäuden, die dann wie ein Modell zur Stadtentwicklung aufgebaut werden.
Dazu sind Interviews und Kommentare der Beteiligten zu hören.
Im Rahmen der Ausstellung findet am Donnerstag, dem 05. Juli 2012 um 19 Uhr eine Gesprächsrunde mit C. Nolda (Stadtbaurat), M. Ladleif (Architekt), K. Makowski (Herberge zur Heimat e.V.), S. Bayer und Mitgliedern der Werkgruppe statt.
Dass Müllhalden und Orte, an denen Abfälle gesammelt wurden, für Archäologen aufschlussreiche Erkenntnisse über die Alltagskultur der Menschen früherer Epochen liefern, ist der Ausgangspunkt Zieglers künstlerischer Recherche für das Ausstellungsprojekt GESCHICHTE im Kasseler Kunstverein.
Eine 6000 Jahre alte Tonscherbe, die im Rahmen einer archäologischen Grabung im Jahr 2007 am Altmarkt in Kassel geborgen wurde, zeugt von einer Tonschale, die vor ca. 6000 Jahren in einer Siedlung aus der Jungsteinzeit zu Bruch ging. Dieser neolithische Fund gibt nicht nur Auskunft über die ersten Bearbeitungsmethoden von Tonerden, die regional geborgen und verarbeitet wurden, sondern auch über die Sesshaftwerdung der Menschen, in diesem Fall der ersten Kasseler Siedler.
Dr. Jürgen Kneipp, der archäologische Leiter der Ausgrabung am Altmarkt, unterstützte die künstlerische Recherche von Ella Ziegler, indem er den Grabungsbericht zur Verfügung stellte, der die Skizze einer Tonschale enthält, die von ihm anhand einer am Altmarkt geborgenen jungsteinzeitlichen Tonscherbe zeichnerisch rekonstruiert wurde. In der Ausstellung wird neben dem ca. 6000 Jahre alten Originalfragment der Tonschale eine aus Tonerde modellierte Neuinterpretation der Schale zu sehen sein.
Mit einem Tontaubenwurfgerät fordert die Künstlerin auf, neue Scherben für zukünftige archäologische Funde zu produzieren, erinnert aber auch an die Fertigkeit des Jagens, die dem Menschen während der Jungsteinzeit aufgrund der Domestizierung wilder Tiere verloren ging und heute beim Schießsport wieder erlernt wird.
Ole Aselmann arbeitet mit verschiedenen – Zeichnungen, Text, Skulptur, Ton, Performance, Video. Oft sind Aktionen, in denen er selbst Hauptdarsteller ist, Auslöser seiner Arbeiten, z.B. eine Flussfahrt mit einem selbstgebauten Boot, die Wanderung von Calais nach Berlin, die Überquerung der Alpen mit einem Schaf, die später in einer Fülle von Material verarbeitet werden. Oder es sind spontane Einfälle oder Ideen, wie seine Urknall-Version, die eine Art künstlerischer Kettenreaktion auslösen und zu bizarren Installationen und begehbaren Räumen führen. Sie bilden einen unendlichen Kosmos aus assoziativ verknüpften, grotesken Elementen und ironischen Anspielungen, der die scheinbar festgeschriebenen Beziehungen und Bedeutungen von Begriffen, Bildern und Symbolen untergräbt.